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Vorkaufsrecht am Holstenareal wahrnehmen: Wann, wenn nicht jetzt!

Nach wie vor wird von interessierter Seite – wie zuletzt von der Finanzbehörde oder auf Instagram von den Grünen – kontrafaktisch der Eindruck erweckt, die Stadt sei via SAGA quasi Miteigentümerin des Grundstücks. Wir halten diese Behauptung für eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit, um das Vorkaufsrecht nicht ziehen zu müssen. Denn aus immer mehr Quellen wird uns das Gegenteil bestätigt. 
Wie bereits beim Esso-Häuser-Areal wird die SAGA erst später ins Boot kommen und nicht von Beginn an zu den neuen Eigentümern gehören. Das Areal bleibt damit ein Privatgrundstück. Eine weitere Bodenspekulation ist nicht ausgeschlossen. Nur die Inanspruchnahme des städtischen Vorkaufsrechts kann dies wirksam unterbinden.
Am 27. November tagt die Bezirksversammlung, auf der Die Linke und Volt einen gemeinsamen Antrag einbringen werden, der die gleiche Schlussfolgerung zieht und den wir folglich voll und ganz unterstützen. Und am 3. Dezember wird Quantum im Stadtentwicklungsausschuss erste Pläne für das zukünftige Quartier vorstellen. Wir rufen zur Teilnahme an diesen wichtigen Sitzungen auf und werden am 3. Dezember ab 17:15 Uhr eine Kundgebung vor dem Technischen Rathaus durchführen. Die entscheidende Phase um die Gestaltung des zukünftigen Holsten-Quartiers hat begonnen. Im Folgenden unsere aktuelle PM zum Thema:

Vorkaufsrecht am Holstenareal wahrnehmen: Wann, wenn nicht jetzt!

„Fröhliche Gesichter bei allen Beteiligten – es scheint, als sei ihnen der perfekte Deal gelungen.
Voraussichtlich Anfang 2021 sollen die ersten neuen BewohnerInnen hier einziehen.“
(taz, 29.6.2016, nach Unterzeichnung des Vertrags, in dem Olaf Scholz auf das Vorkaufsrecht verzichtete)

Ende Oktober wurde bekannt, dass das Holstenareal nach jahrelanger Hängepartie von der Adler Group an ein „Konsortium aus Quantum und HanseMerkur Grundvermögen in Kooperation mit der SAGA und Haspa“ verkauft worden ist.

Das zukünftige Holsten-Quartier solle nun zügig und „wegweisend“ entwickelt werden. Der Baubeginn soll angeblich im nächsten Jahr erfolgen. Erstbezug sei 2030. Geplant sind demnach 2.000 Wohnungen für 5.000 Menschen. Ca. 50 Prozent sollen geförderte Wohnungen sein. Laut Quantum sollen „Teile der historischen Bausubstanz erhalten und in das neue Quartier integriert“ werden. Das Verfahren zum Bebauungsplan Altona-Nord 28 soll auf Basis eines überarbeiteten Konzepts fortgesetzt werden und der Bezirk Altona soll mit den neuen Eigentümern einen städtebaulichen Vertrag schließen.

Ist nun also alles gut und der Spekulation ein Ende gesetzt, wie Finanzbehörde, SPD und Grüne einhellig verlauten lassen? Wir haben erhebliche Zweifel und müssen leider Wasser in den Wein schütten. Denn nach den Informationen, die uns vorliegen, ist die SAGA keineswegs Käufer und somit Miteigentümerin des Geländes, sondern kommt erst nachrangig ins Spiel. Dies wird der Öffentlichkeit gegenüber anders suggeriert, indem die Bedeutung des „in Kooperation mit“ verschleiert wird. Wenn die SAGA aber nicht Käufer ist, stimmt auch die Behauptung, die Stadt sei quasi Miteigentümer, nicht.

Wie auch die beiden Mietervereine kürzlich in einer Presseerklärung verdeutlicht haben, hat dies weitreichende Konsequenzen. Denn die Vereinbarungen, die die Stadt mit diesen und den Volksinitiativen „Keine Profite mit Boden und Miete“ getroffen hatte, gelten „nur auf städtischem Grund und Boden“. Dies betrifft auch die sog. Sozialwohnungen plus mit 100-jähriger Mietpreisbindung, also die Schaffung von nachhaltig bezahlbarem Wohnraum. Diese Regelung war bereits beim Esso-Häuser-Areal an der Reeperbahn („Paloma-Viertel“) unterlaufen worden. Auch dort vom Duo Quantum und SAGA – mit der identischen Suggestion, die Stadt sei via SAGA Miteigentümerin. Eine Falschinformation, wie sich herausstellen sollte.

Wir befürchten, dass das Modell Esso-Häuser – wo zudem der mustergültige Beteiligungsprozess mit der PlanBude in die Tonne getreten wurde – die Blaupause für das Holstenareal sein könnte, während die Öffentlichkeit über die wahren Eigentumsverhältnisse getäuscht oder zumindest im Unklaren gelassen wird. Dies wird dadurch begünstigt, dass die Vereinbarungen innerhalb des Konsortiums und mit der Stadt megaintrasparent sind. Es ist völlig unklar, wer überhaupt tatsächlich und zu welchen Konditionen bauen und was mit dem Grundstück in Zukunft passieren wird. Nicht auszuschließen ist, dass Teile des Grundstücks von Quantum erneut zum Weiterverkauf angeboten werden und so die nächste Umdrehung der Spekulationsspirale in Gang gesetzt wird. Inklusive der logischerweise daraus folgenden exorbitanten Mieten im frei finanzierten Sektor, die einen entsprechenden Preisdruck auf die benachbarten Stadtteile ausüben und Gentrifizierungs- und Verdrängungseffekte hervorrufen werden.

Völlig schleierhaft ist zudem, wie mit der geplanten Verdopplung der Bewohner*innenzahl von ca. 2.500 im alten städtebaulichen Vertragsentwurf auf jetzt 5.000 bei 8,6 Hektar Grundstücksfläche die angesichts der Folgen des Klimawandels unbedingt benötigten Grünflächen geschaffen werden sollen. Zum Vergleich: In der benachbarten Mitte Altona (1. Bauabschnitt) wohnen 3.600 Menschen auf 13 Hektar Fläche. Zudem gilt, dass mit dem gewonnenen Zukunftsentscheid das Bauvorhaben Holstenquartier auf allen Ebenen einer Klimaprüfung unterzogen werden muss.

Weitere wichtige Punkte, wie der Umgang mit der verbliebenen historischen Bausubstanz, die Relation der drei Förderwege bei den geförderten Wohnungen, die Schaffung eines inklusiven Quartiers, die Bereitstellung von Wohnraum für Menschen mit Dringlichkeitsbedarf sowie die Frage, ob Baugemeinschaften weiter vorgesehen sind oder wie im Fall der Esso-Häuser ersatzlos gestrichen werden, stehen ebenfalls zur Klärung an.

Aus all dem folgt aus unserer Sicht unabweisbar die Forderung, dass die Stadt das ihr zustehende Vorkaufsrecht am Holstenareal wahrnehmen muss. Nur so kann sie sich die Gestaltungshoheit über die Entwicklung des zukünftigen Quartiers sichern, eine weitere Spekulationsspirale wirksam unterbinden, nachhaltig bezahlbaren Wohnraum schaffen und den Anforderungen des Klimawandels gerecht werden.

Es wäre fatal, wenn sie den im Rückblick allseits beklagten Fehler von Olaf Scholz wiederholen würde, der 2016 auf das Vorkaufsrecht am Holstenareal verzichtet hatte – mit den bekannten Folgen. Die Stadt hat jetzt die einmalige Chance, einen neuen Stadtteil zukunftsgerecht zu gestalten und ihren selbst gesetzten Anspruch auf eine gemeinwohlorientierte und soziale Bodenpolitik umzusetzen.

Dafür engagieren wir uns im Einklang mit zahlreichen Anwohner*innen, Initiativen, Mietervereinen und Parteien wie Die Linke und Volt. SPD und Grüne fordern wir auf, ihren Mitgliedern reinen Wein einzuschenken und in eine offene Debatte über die Zukunft des Quartiers einzutreten.

Städtisches Vorkaufsrecht am Holstenareal wahrnehmen – JETZT!

Holstenareal-Initiative „knallt am dollsten“, 24.11.2025