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Städtebauliches Desaster in Zeiten der Wohnungsnot: Das Holstenareal braucht einen Neustart

Lethargie überwinden – Chancen nutzen!

Acht Jahre sind vergangen, seit Bürgermeister Olaf Scholz auf das städtische Vorkaufsrecht für das Gelände der Holstenbrauerei in Altona-Nord verzichtete. Damit öffnete er der Immobilienspekulation Tür und Tor. Während sich der Grundstückswert vervielfacht hat, rückt der Wohnungsbau in immer weitere Ferne. Ein Desaster in Zeiten der Wohnungsnot!

Senat und Bezirk müssen sich ihrer Verantwortung stellen und die Voraussetzungen für ein soziales, inklusives, diverses und klimaverträgliches Holstenquartier schaffen.

Forderung 1: Schluss mit dem Investorenpoker um das Holstenareal

Die Stadt den Menschen – nicht den Investoren

Stadtentwicklung muss den Bürger*innen dienen, nicht den Renditeerwartungen der Investoren! Dies haben die Skandale um die Adler Group und ihr ans Kriminelle grenzendes Finanzgebaren nachdrücklich vor Augen geführt. Wir fordern die Kommunalisierung des Grundstücks und seine anschließende Bebauung durch ein Konsortium kommunaler, gemeinwohlorientierter und genossenschaftlich organisierter Wohnungsunternehmen.

Genauso wichtig ist: Der mit Adler ausgehandelte Bebauungsplanentwurf und städtebauliche Vertrag waren auf die Profitinteressen des Investors zugeschnitten und gehören in den Schredder. Eine solidarische, gemeinwohlorientierte und klimaverträgliche Stadtentwicklung muss Vorrang haben und beim Bebauungsplan der Maßstab sein.

Forderung 2: Politische Handlungshoheit zurückgewinnen

»Das regelt der Markt« – Denkste!

Die Stadt muss ihre Handlungshoheit zurückgewinnen und den Investor in die Schranken weisen. Sie hat dazu eine ganze Bandbreite an Möglichkeiten und Instrumenten zur Verfügung. Dazu zählt u.a. die Durchsetzung des städtischen Vorkaufsrechts. Share Deals dürfen davon nicht ausgenommen werden. Besonders wirksam wäre die Einleitung einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme, die wir seit langem befürworten. Mit diesem scharfen Schwert des Baugesetzbuchs könnte die Stadt die Gestaltung des Geländes selbst in die Hand nehmen. In letzter Instanz wäre auch eine Vergesellschaftung nach Art. 15 GG möglich. Bislang verstecken sich Hamburger Senat und Bezirk hinter fadenscheinigen Ausreden. Wir fordern, alle politischen Handlungsmöglichkeiten auszuschöpfen, um einen Neustart für das Holstenareal zu ermöglichen!


Forderung 3: Wohnen ist ein Grundrecht und muss bezahlbar sein

Miete 20€/qm? Eure Gier ist nicht unser Bier!

Hamburg braucht bezahlbare Mieten! Der Drittelmix geht an den realen Bedarfen vorbei, wir brauchen mindestens 50 Prozent geförderte Sozialwohnungen. Die Kaltmiete in dem künftigen Holstenquartier darf den aktuellen Mietenspiegel nicht übersteigen.

Mietendeckel statt Gentrifizierung!

Inklusion, Barrierefreiheit und Diversität dürfen keine Lippenbekenntnisse bleiben.


Forderung 4: Schutz der Bestandshäuser und ihrer Bewohner*innen

Ressourcen sparen – Bestand bewahren!

Die Bewohner*innen der Bestandshäuser auf dem Holstenareal fordern Schutz vor Verdrängung. Falls Bestandshäuser, die jetzt im Privatbesitz sind, veräußert werden, sollte die Stadt ihr Vorkaufsrecht ausüben. Ebenso muss die Umwandlung von Wohnungen in Mikroapartments verhindert werden. Weiterer Immobilienspekulation muss Einhalt geboten werden.

Die Bestandshäuser sind bei Abriss- und Baumaßnahmen auf dem Holstenareal umfassend vor Beschädigung und unnötigen Beeinträchtigungen zu schützen. Maßnahmen müssen vorab kommuniziert werden.

Forderung 5: Baugemeinschaften als Anker einer alternativen Stadtentwicklung

Solidarische Wohnformen möglich machen!

Baugemeinschaften möglich machen! Die geplanten 20 Prozent für Baugemeinschaften dürfen nicht aufgeweicht werden. Baugemeinschaften können als Anker einer solidarischen Stadtentwicklung wirken. Dafür sollten sie genossenschaftlich oder in ähnlichen Rechtsformen organisiert sein. Der durch das Elektrosmoggutachten bedingte Verlust von Wohnungen an der Bahntrasse darf nicht zu ihren Lasten gehen, ein Ausgleich an anderer Stelle muss gewährleistet werden – keine Anrechnung der Baugemeinschaften für Gewerbe auf das Wohnen.


Forderung 6: Gewerbeflächen für die Bewohner*innen schaffen

Quartier statt Cartier

Die Mieten für Gewerbeflächen müssen erschwinglich sein und die Ansiedlung von kleinteiligem Gewerbe, das an den Bedürfnissen des Stadtteils und seiner Bewohner*innen orientiert ist, ermöglichen. Wohnen und Gewerbe müssen so gemischt sein, dass eine Grundversorgung möglichst weitgehend garantiert ist.

Die denkmalgeschützte Schwankhalle der Brauerei bietet sich als Raum z.B. für einen Wochenmarkt, kleinteiligen Lebensmitteleinzelhandel und Kultur im Innenbereich an. Ihre Nutzung als Hotel lehnen wir ab. Wir begrüßen, dass erstmals Baugemeinschaften für Gewerbe vorgesehen sind. Mit selbstorganisierten und genossenschaftlichen Modellen wie z.B. der Fux Genossenschaft, dem Gängeviertel oder dem Handwerkerhof Ottensen hat die Stadtgesellschaft bereits gute Erfahrungen gemacht.


Forderung 7: Aktive Beteiligung an der Stadtentwicklung statt Scheinpartizipation

Hört auf, uns zu verarschen!

Wir fordern reale Beteiligung an der Stadtentwicklung! Bisher gibt es in Hamburg keine wirkliche Bürger*innenbeteiligung bei der Planung, sondern nur Scheinpartizipation in durchmoderierten Sandkastenspielen. Für die Planung des Holstenquartiers fordern wir die aktive Beteiligung von Bewohner*innen und Nachbarschaft sowie die Berücksichtigung ihrer Interessen und Bedürfnisse. Positive Beispiele in Hamburg sind z.B. die PlanBude bei den Esso-Häusern oder Park Fiction.


Forderung 8: Für Klimaschutz und gesunde Wohnverhältnisse

Klimaverträgliches Bauen und Verkehrswende jetzt!

Die Klimakatastrophe ist in vollem Gang. Bauen und Wohnen sind daran mit 40 Prozent der CO2-Emissionen beteiligt. Wir fordern:

– Klimaverträgliches Bauen jetzt! Neubauten sollten unter Verwendung alternativer und nachhaltiger Materialien ausgeführt und der erhaltenswerte Gebäudebestand auf dem Holstengelände bewahrt werden.

– Ausreichende Grünflächen und Neubepflanzung mit Bäumen, geringere Bodenversiegelung, weniger dichte Bebauung! Der Anteil an Grünflächen, die zur Erholung, CO2-Reduktion und zum Schutz der Städte vor Überhitzung gebraucht werden, unterschreitet alle Mindeststandards. Durch die hochgradige Versiegelung des Geländes ist die Aufnahme von Regenwasser nicht gewährleistet. Bereits jetzt besteht in der nördlichen Mitte Altona bei Starkregen Überschwemmungsgefahr. Eine zu dichte Bebauung und mangelnde Besonnung schädigen zusätzlich die Gesundheit.

– »Autoarm« darf keine leere Phrase bleiben! Eine Unterbauung mit Tiefgaragen ist aus Gründen des Klimaschutzes und der Mobilitätswende nicht sinnvoll. Altona-Nord kann zusätzlichen Autoverkehr nicht verkraften. Wir fordern eine verantwortungsbewusste Verkehrsplanung!